Bäume und Sträucher umpflanzen

Bäume und Sträucher umpflanzen

Bäume und Sträucher müssen manchmal umgepflanzt werden. Entweder der Garten wird umgestaltet, eine Pflanze wird zu groß, oder ihr habt einen Baum vom Nachbarn oder sonstwo gekauft und wollt ihn umsetzen. Umpflanzen kann eine heikle Sache sein, wenn ihr unter Zeitdruck steht, denn ein bisschen Geduld und der richtige Zeitpunkt ist beim Umpflanzen die halbe Miete.

Bäume und Sträucher umpflanzen

Wann Bäume umpflanzen?

Wenn ein Baum oder ein größerer Strauch umgepflanzt werden soll, ist die sicherste Methode, den Wurzelballen nach und nach zu verkleinern, damit die Pflanze relativ gefahrlos umgepflanzt werden kann. Dieses Verfahren dauert allerdings mindestens eine Vegetationsperiode, also ein ganzes Jahr. Grundsätzlich funktioniert die Methode bei allen Bäumen gleich, allerdings bestehen bei einigen Sorten bestimmte Unterschiede, besonders immergrüne Pflanzen und laubabwerfende Sorten unterscheiden sich in einigen Punkten. Zunächst zu den Laubabwerfenden Sorten.

Pflanze im Herbst zurückschneiden

Frisch ausgegrabener Wurzelballen

Im Herbst des ersten Jahres, nachdem das meiste Laub abgeworfen wurde, beziehungsweise trocken an den Zweigen hängt, wird die Pflanze stark zurückgeschnitten, sodass das Grün im nächsten Frühjahr kleiner ausfällt. Dadurch müssen die Wurzeln weniger Äste, Zweige und Blätter versorgen und man kann den Wurzelballen entsprechend reduzieren.

Wurzelballen abstechen

Genau das ist auch der nächste Schritt: Der Wurzelballen wird rundherum abgestochen, ungefähr in der Größe der verkleinerten Krone beziehungsweise in einem Umfang, der ein späteres Umpflanzen ermöglicht. Es muss sichergestellt

Bonsai-Wurzelballen
An einem Bonsai-Wurzelballen lässt sich das ausgewogene Verhältnis von Wurzeln zu Krone gut verdeutlichen.

sein, dass auch im Bereich unterhalb des Stammes keine Pfahlwurzeln ausgespart bleiben. Um das zu erleichtern, hat es sich bewährt, rund um die Pflanze einen kleinen Graben auszuheben und von einer Seite ein Stück unter den Stamm zu graben, um auch hier die Wurzeln zu durchtrennen. Dabei nicht zu flach graben, damit nicht zu viele Wurzeln entfernt werden. Innerhalb einer gedachten Halbkugel unterhalb des Stammes, sollten die Wurzeln erhalten bleiben, die Tiefe des Aushubs entspricht also dem Durchmesser des abgestochenen Wurzelbereiches. Ausnahmen kann man bei Flachwurzlern machen, weil hier keine senkrecht nach unten verlaufende Wurzeln zu erwarten sind. Hier entspricht der abgestochene Wurzelballen dann eher einer Scheibe.

Abgestochene Pflanze drehen

Wenn die Größe der Pflanze es zulässt kann man den Baum um einige Grade drehen, damit die abgetrennten Wurzeln nicht wieder zusammenwachsen. — Das passiert schneller als man denkt! — Ist die Pflanze zu groß dafür, sticht man noch ein Stück der abgetrennten Wurzeln ab, damit die Enden nicht aneinanderliegen.

Wurzelballen in Jute

Dann wird abwechselnd lockerer Boden nachgeschüttet und großzügig gewässert, damit keine Hohlräume am und unter dem Wurzelballen zurückbleiben. Ein bisschen Rütteln am Stamm hilft. Wenn ihr grobes, körniges Material, wie feinen Kies, Sand, Blähton, Mulch oder Perlite zur Verfügung habt, könnt ihr den Aushub zuvor damit mischen. Das hält den Boden um den Wurzelballen locker und durchlässig und erleichtert das endgültige Ausgraben im nächsten oder übernächsten Jahr.

Wenn ein strenger Winter zu erwarten ist oder der erste Frost vor der Tür steht, sollten größere Schnittwunden mit Baumwachs oder ähnlichen Produkten verschlossen und der Wurzelballen mit Mulch, Laub und Tannengrün abgedeckt werden, um die Pflanze vor Frost zu schützen.

Abwarten oder nicht?

Ihr habt es sicher zwischen den Zeilen schon erahnt: Danach heißt es abwarten — und zwar mindestens eine weitere Vegetationsperiode — bevor endgültig umgepflanzt wird. Wenn ihr noch mehr Zeit habt, kann nach einem Jahr

Wurzelballen lockern
Wenn der Wurzelballen gelockert wird, wächst die Pflanze besser an.

im Herbst erneut zurückgeschnitten und  der Wurzelballen im gleichen Radius abgestochen werden, um die äußeren der nachgewachsenen Wurzeln zu trennen. Durch das ständige trennen der äußeren Wurzeln, wird das Wachstum der Feinwurzeln im inneren des Wurzelballens angeregt, sodass er immer dichter verzweigt und dadurch mehr Nährstoffe aufnehmen kann, als das bei einem „normalen“ Wurzelballen diese Größe der Fall wäre. Dann wird wieder ein Jahr gewartet. Wenn ihr einen Bonsai züchten wollt, könnt ihr immer so weiter machen — oder ihr pflanzt nach ein bis zwei Jahren um. Der Teil ist dann vergleichsweise einfach und wird weiter unten beschrieben.

Die schnelle Variante

Wer es eilig hat, kann auch ohne zu warten direkt nach dem ersten Abstechen die Pflanze umsetzen, Allerdings sollte man dann möglichst stark zurückschneiden und gleichzeitig möglichst viel vom Wurzelballen erhalten, damit das Verhältnis von Wurzeln zu oberirdischen Pflanzenteilen möglichst günstig ist. Gleichzeitig sollte man größere Schnitte weitestgehend vermeiden und den Ballen sehr vorsichtig behandeln, um beim Umsetzen nicht doch noch Wurzelwerk abzureißen, das im nächsten Frühjahr dringend benötigt wird. — Kurz und gut: Man sollte eine möglichst gute Balance herstellen und die Pflanze möglichst wenig belasten. Auch hier ist Sorgfalt beim einpflanzen und Frostschutz ratsam.

Die Zeit nach dem Umpflanzen

Nach dem Ausgraben wird die Pflanze möglichst schonend an den neuen Standort gebracht. Man kann den Wurzelballen mit Folie oder Jutesäcken zusammenbinden, um die Erde vor dem Zerbröseln und die Wurzeln vorm Abreißen zu bewahren. Um das Wurzelwachstum anzuregen, sollte man die Pflanze nach dem Umsetzen nicht düngen und nicht zu stark wässern (nur leicht feucht halten). Dadurch muss die Pflanze sich „auf die Suche“ nach Nährstoffen und Wasser machen und das Wurzelwachstum wird angeregt.

Erst mit zunehmendem Grün wird auch mehr gegossen, weil über die Blätter Wasser verdunstet. Bei immergrünen Pflanzen sollte von vorneherein ausreichend gegossen werden, weil hier natürlich laufend Wasser verdunstet. Das gilt besonders bei Immergrünen, wenn der Winter kalt und sonnig oder windig ist, weil dann der gefrorene Boden die Wasseraufnahme verhindert und das Grün laufend Wasser an die Luft abgibt. Hier sollte die Pflanze regelmäßig gegossen und zusätzlich mit Schutznetzen schattiert werden, um die Verdunstung so gering wie möglich zu halten.

Mit der Düngung wird im ersten Frühjahr langsam begonnen, wenn das Wachstum richtig in Gang kommt. Im ersten Jahr sollte kein Rückschnitt gemacht werden. Kommt der Baum oder Strauch in der ersten Vegetationsperiode nach dem Umpflanzen nicht so recht in Gang, wird auch im darauffolgenden Jahr nicht geschnitten und die Pflanze wird geschont, bis sie wieder gesund, kräftig und dicht ist.

Bildquellen

  • Bäume umpflanzen: Klasse im Garten @ flickr.com, CC BY-NC-ND 2.0
  • Frisch ausgegrabener Wurzelballen: Christopher @ flickr.com, CC BY-SA 2.0
  • Bonsai-Wurzelballen: Sage Ross @ flickr.com, CC BY-SA 2.0
  • Wurzelballen in Jute: Dana @ flickr.com, CC BY-ND 2.0
  • Wurzelballen lockern: Chesapeake Bay Program @ flickr.com, CC BY-NC 2.0